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Bewertungsmethoden für Unternehmen

Von: Dennis Volter

Head of Mergers & Acquisitions | Prokurist

Im Bereich Mergers & Acquisitions stellt die Unternehmensbewertung ein zentrales Thema dar. Für die Ermittlung des Unternehmenswerts müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Dies stellt die Grundlage für die Wahl des passenden Bewertungsverfahrens dar. In diesem Beitrag möchten wir Sie über die verschiedenen Bewertungsmethoden für Unternehmen informieren.

Inhaltsverzeichnis

    Was ist der Unternehmenswert?

    Unter dem Unternehmenswert versteht man den geschätzten Marktwert eines Unternehmens zu einem bestimmten Zeitpunkt. Dieser wird mit Hilfe einer Unternehmensbewertung bestimmt. Hierbei werden nicht nur materielle Werte wie Grundstücke und Maschinen, sondern auch immaterielle Werte wie die Expertise der Angestellten oder die Marke berücksichtigt. Zu den weiteren Faktoren zählen individuelle Aspekte wie Branche und regionale Unterschiede.

    Unternehmenswert vs. Unternehmenspreis

    Unternehmenswert und der Preis, zu dem eine Firma verkauft werden soll, sollten voneinander unterschieden werden. Während sich der Wert ermitteln lässt, stellt der Preis ein individuelles Verhandlungsergebnis dar. Ohne Wert kann kein Preis ermittelt werden. Und der Preis kann vom geschätzten Wert abweichen und somit darüber oder darunter liegen.

    Bewertungsmethoden für Unternehmen

    Grundsätzlich lässt sich der Wert eines Unternehmens auf verschiedene Arten ermitteln:

    • Substanzwertverfahren
    • Zukunftserfolgswertverfahren, wie z.B. das Ertragswertverfahren oder das Discounted Cash-Flow-Verfahren
    • Vergleichs-/Multiplikatorverfahren, wie z.B. EBIT-Multiple

    Substanzwertverfahren

    Beim Substanzwertverfahren erfolgt die Bewertung der Unternehmenssubstanz als Reproduktionswert oder als Liquidationswert. Grundlagen sind hier das materielle Vermögen, einschließlich Immobilien, Maschinen sowie Rohstoffe, abzüglich vorhandener Verbindlichkeiten. Aufgrund der Tatsache, dass dieses Verfahren nur den Liquidationswert eines Unternehmens ermittelt, ist es in der Praxis lediglich für die Ermittlung eines Basiswertes geeignet. Bei der Anwendung des Substanzwertverfahrens bleibt die Zukunftsbetrachtung eines Unternehmens außen vor.

    Ertragswertverfahren

    Die Ermittlung des Unternehmenswertes mit Hilfe des Ertragswertverfahrens zielt auf die zukünftigen Einnahmeüberschüsse und somit die zukünftigen Erträge, die ein Unternehmen generieren wird, ab. Der Ertragswert eines Unternehmens ist die Summe aller finanziellen und nicht-finanziellen Nutzen. Es basiert somit auf Prognosen zukünftiger Cash Flows. Die Ermittlung des Unternehmenswerts erfolgt hierbei in 4 Schritten:

    • Korrektur des vergangenen Betriebsergebnisses um außergewöhnliche und einmalige Aufwendungen
    • Ermittlung des künftig zu erwartenden Gewinns
    • Ermittlung des Kapitalisierungszinssatzes
    • Ermittlung des endgültigen Ertragswerts

    Zu den Vorteilen des Ertragswertverfahren zählt u.a., dass es in Theorie und Praxis anerkannt ist, da Grundsätze zur Erfüllung des Entscheidungswertes erfüllt werden. Zudem entspricht die Bewertung des Unternehmens als Ganzes dem Grundsatz der Bewertungseinheit.

    Nachteilig ist, dass die Prognose der zukünftigen Überschüsse rein subjektiv ist und es problematisch bei strategisch motivierten Akquisitionen werden könnte.

    Discounted Cash-Flow-Verfahren

    Das Discounted Cash-Flow-Verfahren (DCF-Verfahren) ist eine sowohl national als auch international weit verbreitete, anerkannte Methode zur Unternehmensbewertung. Wie auch das Ertragswertverfahren handelt es sich hierbei um ein Zukunftserfolgswertverfahren. Das DCF‐Verfahren ist ein klassisches Instrument der wertorientierten Unternehmensführung, dessen Verfahrenssprinzip die Unternehmenswertbestimmung durch Diskontierung künftiger Cash Flows ist.

    Zu den Vorteilen des DCF-Verfahrens zählen u.a., dass Cash Flows weniger durch bilanzpolitische Maßnahmen verzerrt werden können und als Basis eine detaillierte Zukunftsrechnung herangezogen wird. Darüber hinaus werden unternehmensspezifische Risken sowie das Subjektivitätsprinzips bei Unternehmensbewertungen beachtet.

    Nachteilig ist, dass die Bewertung auf Planzahlen basiert und damit auf der Genauigkeit der

    Planungsrechnung sowie die Abbildung des Unternehmens nur näherungsweise möglich ist.

    Bei wachstumsorientierten Unternehmen ist aufgrund einer fehlenden Vergangenheit zudem eine Plausibilisierung schwer möglich.

    Multiplikatorverfahren

    Beim Multiplikatorverfahren wird der Unternehmenswert mit Hilfe der Marktpreise börsennotierter Unternehmen oder Branchen-Multiples (z.B. FINANCE

    Magazin) ermittelt. Die Multiples bilden das Verhältnis verschiedener Kennzahlen aus der Gewinn- und Verlustrechnung (z.B. EBITDA, EBIT, etc.) ab.

    Das Multiplikatorverfahren wird in der Bewertungspraxis sehr häufig angewandt. Bei der Bewertung von kleinen und mittleren Unternehmen gibt es aber häufig keine Informationen zu ähnlichen Transaktionen oder Unternehmen. Die Multiples aus externen Quellen sind deshalb nur Näherungswerte.

    Vorteil dieses Verfahrens ist zum einen die Objektivität des Bewertungsansatzes, da er auf vergangenheitsbezogenen Kapitalmarktdaten zurückgreift. Zum anderen sind die Daten leicht zu beschaffen und einzusetzen.

    Nachteilig ist u.a. die Identifikation von Vergleichsunternehmen und die Vergangenheitsorientierung. Des Weiteren gibt es Schwierigkeiten bei negativen Ertragsgrößen sowie beim Zeitpunkt der Ermittlung der Multiplikatoren.

    Tipps zur Wahl des passenden Bewertungsverfahrens

    Grundsätzliche Empfehlungen für eine bestimmte Bewertungsmethode gibt es nicht. So stellt die Wahl des optimalen Verfahrens stets eine individuelle Entscheidung dar, die abhängig von verschiedenen Faktoren ist, einschließlich der Unternehmensart, der Branche sowie verfügbarer Daten. Unternehmen sollten sich somit nicht auf ein einzelnes Verfahren fixieren. Untersuchungen renommierter Analysten über die Häufigkeit der Anwendung bestimmter Methoden in der Bewertungspraxis haben gezeigt, dass pro Bewertungsfall durchschnittlich 2,65 Bewertungsmethoden zugrunde gelegt werden. Oftmals stellt also ein Mix aus einzelnen Methoden eine kluge Lösung dar.

    Fazit

    Die Unternehmensbewertung ist ein komplexer Prozess, welcher einer sorgfältigen Analyse bedarf. Es stehen verschiedene Methoden zur Auswahl. Zu den größten Herausforderungen zählt die Wahl der optimalen Verfahren, bei der bestenfalls eine professionelle Beratung eingeholt wird. Eine fundierte Bewertung ist unerlässlich, denn nur so lassen sich die richtigen Entscheidungen treffen.

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    AUTOR

    Dennis Volter

    Head of Mergers & Acquisitions | Prokurist

    Dennis Volter verfügt über langjährige Erfahrung im Bereich Corporate Finance sowie in der Betreuung mittelständischer Mandant:innen. Nach seinem abgeschlossenen kaufmännischen Studium hat Herr Volter während seiner über 16-jährigen Tätigkeit bei der Conpair AG eine Vielzahl von Kapitalmarkttransaktionen, M&A-Projekten sowie Finanzierungsmandaten begleitet. Neben der ganzheitlichen Projektsteuerung liegt sein Fokus insbesondere auf Fragestellungen der Unternehmensanalyse, -planung und -bewertung sowie quantitativen Modellierungen. Der Branchenschwerpunkt seiner Tätigkeit bei der Conpair AG liegt auf dem Healthcare-Sektor. Dennis Volter trägt seit dem Jahre 2012 den mit einer dreijährigen englischsprachigen Ausbildung zum Finanzanalysten verbundenen Titel „Chartered Financial Analyst“. Im Jahre 2017 erhielt er die Prokura der Conpair AG.