Unternehmensverkauf

Was passiert mit meinen Rücklagen beim Unternehmensverkauf?

Von: Marco Stricker

Head of Corporate Finance, Co-Head of Mergers & Acquisitions | Prokurist

Rücklagen – also thesaurierte Gewinne, stille Reserven oder überschüssige liquide Mittel – sind ein zentraler Bestandteil des Unternehmensvermögens. Doch viele Unternehmer fragen sich, was bei einem Unternehmensverkauf mit diesen Kapitalpolstern passiert: Werden sie Teil des Verkaufspreises? Können die Rücklagen vorher entnommen werden? Und welche steuerlichen Aspekte sollten dabei berücksichtigt werden?

In diesem Artikel erfahren Sie, welche Rolle Rücklagen beim Verkauf Ihres Unternehmens spielen können und wie Sie strategisch am besten damit umgehen. Bitte beachten Sie: Für detaillierte steuerliche Fragestellungen empfehlen wir Ihnen, Ihren Steuerberater hinzuzuziehen, da wir bei Conpair keine Steuerberatung erbringen.

Inhaltsverzeichnis

    Was passiert mit meinen Rücklagen beim Verkauf?

    Rücklagen können den Unternehmensverkauf aus mehreren Perspektiven beeinflussen. Wie diese behandelt werden, hängt maßgeblich von der Struktur des Deals ab.

    1. Asset Deal oder Share Deal – der Unterschied zählt

    • Asset Deal: Beim Verkauf einzelner Vermögensgegenstände (z. B. Maschinen, Immobilien, Kundenverträge) bleiben Rücklagen in der Regel bei Ihnen als Verkäufer, da der Käufer lediglich ausgewählte Vermögenswerte erwirbt. Finanzielle Mittel wie Rücklagen oder liquide Mittel werden hierbei nicht mitübertragen.
    • Share Deal: Beim Verkauf von Unternehmensanteilen (z. B. GmbH-Anteilen) gehen die Rücklagen und alle damit verbundenen finanziellen Positionen automatisch auf den Käufer über. Sie werden in die Unternehmensbewertung integriert und beeinflussen somit den Kaufpreis des Unternehmens.

    Weitere Informationen hierzu finden Sie auch in unserem Artikel „Asset Deal vs. Share Deal – Unterschiede und Vorteile

    2. Rücklagen vor dem Verkauf entnehmen – geht das?

    Als Unternehmer können Sie sich Rücklagen oder thesaurierte Gewinne häufig vor dem Verkauf ausschütten. Dies geschieht in der Regel durch eine Gewinnausschüttung an die Gesellschafter. Dieser Schritt kann wirtschaftlich sinnvoll sein, muss aber gut geplant werden, um steuerliche Nachteile zu vermeiden. Eine Entnahme von Rücklagen reduziert den Kaufpreis, da diese Mittel dem Unternehmen dann nicht mehr zur Verfügung stehen.

    Wie beeinflussen Rücklagen den Unternehmenswert?

    Rücklagen sind oft ein zweischneidiges Schwert: Einerseits erhöhen sie unter Umständen den Unternehmenswert, andererseits können sie für Käufer uninteressant sein, wenn keine klare strategische Nutzung dahintersteht.

    • Rücklagen können Sicherheit bieten
      Rücklagen erhöhen die finanzielle Stabilität eines Unternehmens und werden von potenziellen Käufern häufig als Liquiditätspuffer geschätzt. Sie können zum Beispiel verwendet werden, um anstehende Investitionen oder Verbindlichkeiten zu decken.
    • Der Fokus liegt auf dem operativen Ergebnis
      Beachten Sie: Käufer legen meist mehr Wert auf das operative Ergebniss ( auch EBITDA) als auf die Höhe der Rücklagen. Ein gesundes Kerngeschäft ist dabei oft ausschlaggebender als überschüssige liquide Mittel im Unternehmen.
    • Rücklagen und der Kaufpreis
      Wenn überschüssige Rücklagen oder liquide Mittel nicht unmittelbar für den Geschäftsbetrieb notwendig sind, kann der Käufer darauf bestehen, dass diese vom Kaufpreis abgezogen werden. Sie als Verkäufer sollten also frühzeitig eine klare Strategie entwickeln, wie Sie mit Ihren Rücklagen umgehen.

    Jeder Transaktionsprozess ist einzigartig und weist individuelle Besonderheiten auf, die von den spezifischen Umständen des Unternehmens, der Branche und den beteiligten Parteien abhängen. Daher ist es entscheidend, auf eine erfahrene M&A-Beratung zu setzen, die nicht nur ein tiefgehendes, fachliches Verständnis mitbringt, sondern auch die Fähigkeit, maßgeschneiderte Lösungen zu erarbeiten. Eine professionelle Beratung kann dabei helfen, mögliche Stolpersteine frühzeitig zu identifizieren, den Verhandlungsprozess effizient zu gestalten und so den bestmöglichen Unternehmenswert zu realisieren.

    Welche steuerlichen Aspekte sollten beachtet werden?

    Wenn es um den Unternehmenskauf geht, sind Steuern ein zentraler Punkt beim Umgang mit Rücklagen. Jede Entscheidung, sei es die Ausschüttung von Rücklagen oder deren Verbleib im Unternehmen, hat steuerliche Konsequenzen.

    Wichtig: Conpair bietet keine Steuerberatung an. Ziehen Sie daher bitte immer Ihren Steuerberater hinzu, um alle steuerlichen Fragen vorab zu klären und eine strukturierte Lösung für Ihre Rücklagen zu erarbeiten.

    3 Strategien, wie Sie Rücklagen vor dem Unternehmensverkauf clever einsetzen können

    Rücklagen sind je nach individueller Situation Ihres Unternehmens strategisch nutzbar. Hier sind drei Ansätze, die Sie zusammen mit Ihren Beratern verfolgen können:

    1. Reinvestition in das Unternehmen
      Überschüssige Rücklagen können genutzt werden, um Ihr Unternehmen für den Verkauf attraktiver zu machen. Investitionen in Maschinen, Digitalisierung, Personalentwicklung oder Marketing steigern den Wert der Firma und machen sie für Käufer interessanter.
    2. Ausschüttung der Rücklagen
      Falls Rücklagen für das Tagesgeschäft nicht notwendig sind, können Sie diese vor dem Verkauf als Gewinnausschüttung entnehmen. Dadurch sinkt zwar der Kaufpreis, aber Sie schaffen gleichzeitig Transparenz für den Käufer – und sichern sich Ihr Kapital vor dem Deal.
    3. Rücklagen als Verhandlungspunkt
      Rücklagen können im Verkaufsprozess als strategisches Verhandlungselement genutzt werden. Wenn der Käufer beispielsweise liquide Mittel für operative Zwecke benötigt, könnte dies den Kaufpreis erhöhen. Gerne helfen wir Ihnen als erfahrene M&A-Berater dabei, diese Positionen optimal zu präsentieren.

    Fazit: Mit Rücklagen bewusst und strategisch umgehen

    Rücklagen spielen eine essenzielle Rolle beim Unternehmensverkauf – sowohl aus finanzieller als auch aus steuerlicher Sicht. Um eine klare und strategische Entscheidung zu treffen, sollten Sie frühzeitig mit Experten zusammenarbeiten: Klären Sie zusammen mit einem Steuerberater, wie Rücklagen sinnvoll entnommen oder in den Verkauf integriert werden können, ohne steuerliche Nachteile zu riskieren. Arbeiten Sie mit M&A-Beratern wie Conpair zusammen, um Ihre Vermögenswerte optimal in den Verkaufsprozess einzubringen, Rücklagen richtig einzuordnen und den Kaufpreis zu optimieren. Möchten Sie mehr über den strategischen Umgang mit Rücklagen beim Unternehmensverkauf erfahren? Oder suchen Sie Unterstützung im gesamten Verkaufsprozess? Kontaktieren Sie uns gerne – wir bringen Sie auf Erfolgskurs!

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    AUTOR

    Marco Stricker

    Head of Corporate Finance, Co-Head of Mergers & Acquisitions | Prokurist

    Marco Stricker verfügt über eine langjährige Erfahrung im Banken- und Leasingsektor sowie im Bereich Corporate Finance. Nach seiner Bankausbildung hat Marco Stricker während seiner insgesamt neunjährigen Tätigkeit bei einer der größten deutschen banken- und herstellerunabhängigen Leasinggesellschaften Erfahrungen in den Bereichen Refinanzierung, Controlling, Kreditanalyse sowie Forderungsmanagement gesammelt. In seiner fast 16-jährigen Tätigkeit bei Conpair betreute Herr Stricker überwiegend Kapitalmarkt- und Eigenkapitaltransaktionen sowie Structured Finance Projekte. Darüber hinaus verfügt er über weitrechende Erfahrung im Bereich von M&A-Transaktionen sowie im Kredit-Monitoring. Der Branchenschwerpunkt seiner Tätigkeit bei der Conpair AG liegt auf dem Industry-Sektor. Im Jahre 2019 erhielt er die Prokura der Conpair AG.


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